Kurkuma oder Gelbwurz ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Ingwergewächse und stammt aus Südasien.
Von Außen sieht die Kurkuma-Knolle aus wie Ingwer, innen hat sie jedoch eine intensiv gelbe Farbe, die durch den natürlichen Farbstoff Curcumin entsteht.
Getrocknet und als Pulver vermahlen, verleiht Kurkuma den indischen Curry-Mischungen seine gelbe Farbe, wobei er geschmacklich sehr neutral und fast nicht wahrnehmbar ist.
In der indischen Ayurveda-Medizin wird Kurkuma schon seit Jahrtausenden als Heilmittel verwendet, aber auch wissenschaftliche Studien konnten schon Anfang der 1970er Jahre zeigen, dass Curcumin — zumindest im Tierversuch — sowohl bei akuten als auch bei chronischen Entzündungen hilft.1
Obwohl schon seit 40 Jahren über die entzündungshemmende Wirkung von Curcumin geforscht wird, gab es lange Zeit keine Studien zur Wirksamkeit von Curcumin bei Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.
Das liegt daran, dass es für die Pharmaindustrie deutlich lukrativer ist teure Medikamente, wie Humira, Remicade und Entyvio zu entwickeln, als über einen natürlichen Stoff zu forschen, der nicht patentierbar ist und zudem fast nichts kostet.
Chronische Erkrankungen, wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, sind für Pharma-Unternehmen eine Goldgrube, weil sie nicht heilbar sind und die Patienten teilweise ihr Leben lang teure Medikamente einnehmen müssen.
Trotzdem kam 2005 endlich Bewegung in das Thema, weil New Yorker Ärzte in einer Pilotstudie die Wirksamkeit von Curcumin an 10 Patienten mit CED testeten.2
Pilotstudie zeigt Wirksamkeit von Curcumin bei CED!
Die Ärzte gaben jeweils 5 Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa eine Nahrungsergänzung mit Curcumin.
Die 5 Colitis-Patienten hatten alle eine Entzündung der Mastdarmwand (Proktitis) und bekamen 1 Monat lang 2x täglich 550 mg Curcumin und in dem darauf folgenden Monat 3x täglich 550 mg Curcumin.
Die 5 Morbus Crohn-Patienten bekamen 1 Monat lang 3x täglich 360 mg Curcumin und die zwei darauf folgenden Monate 4x täglich 360 mg Curcumin.
Beide Gruppen nahmen ihre Medikamente während der Studie weiter.
In der Colitis-Gruppe hatten alle 5 Patienten nach den 2 Monaten deutliche Verbesserungen:
4 von 5 Patienten konnten ihre Medikamente entweder reduzieren oder absetzen und alle hatten weniger Stühle und teilweise auch einen besser geformten Stuhl, weniger Bauchschmerzen und ein besseres Wohlbefinden.
Zudem zeigten auch die Blutuntersuchungen, dass die Entzündungswerte der Patienten bei Abschluss der Studie wieder im Normalbereich waren.
In der Morbus Crohn-Gruppe brach einer der Patienten die Studie ab, weil die Behandlung nicht half und eine Fistel sich leicht verschlimmerte.
Die restlichen 4 Patienten hatten genau, wie in der Colitis-Gruppe, bessere Entzündungswerte und berichteten über symptomatische Verbesserungen, wie weniger Stuhlgänge, weniger Durchfall und weniger Bauchschmerzen und -krämpfe.
Die Ergebnisse waren also sowohl bei Morbus Crohn als auch bei Colitis ulcerosa sehr positiv.
Es handelte sich bei dieser Studie aber nur um eine sogenannte „Open-Label“-Studie, d. h. die Patienten wussten, dass sie Curcumin einnahmen und deswegen könnte ein Teil der Wirkung auf dem Placeboeffekt beruhen.
Die Autoren forderten deshalb eine größere, doppelblinde und placebokontrollierte Studie, um die positiven Ergebnisse zu bestätigen.
Und genau so eine Studie wurde im Jahr 2006 veröffentlicht.
Curcumin verhindert Rückfälle bei Colitis ulcerosa!
Japanische Forscher untersuchten in einer randomisierten, doppelblinden und multizentrischen Studie, ob Curcumin bei Patienten mit einer ruhenden Colitis ulcerosa einen Rückfall verhindern kann.3
Von 89 Colitis-Patienten in Remission erhielten 45 Patienten 6 Monate lang 1 g Curcumin nach dem Frühstück und Abendessen (+ Sulfasalazin oder Mesalazin) und 44 Patienten erhielten ein Placebo (+ Sulfasalazin oder Mesalazin).
7 Patienten hielten sich nicht an die Vorgaben der Studie.
Von 43 Patienten, die Curcumin erhielten, hatten nur 2 einen Rückfall (4,65 %), während es in der Placebogruppe 8 von 39 Patienten (20,51 %) waren.
Die Curcumin-Gruppe schnitt also deutlich besser ab.
Dabei verbesserte sich sowohl der Klinische Aktivitätsindex (CAI) als auch der Endoskopische Index (EI).
D. h. nicht nur die Symptome, wie die Anzahl der Stühle und das Auftreten von Blut im Stuhl, verbesserten sich, sondern auch die Laborwerte und die durchgeführten Darmspiegelungen zeigten, dass Curcumin gegen die Entzündung im Darm half.
Die Curcumin-Gruppe schnitt so dramatisch besser ab, dass sich die Autoren der Studie fragten, ob es sich nur um einen Zufall handelte oder ob Curcumin tatsächlich so gut gewirkt hatte.
Deshalb verlängerten sie die Studie um weitere 6 Monate, mit dem Unterschied, dass keine der beiden Gruppen Curcumin erhielt, sondern beide nur ein Placebo.
Als sie nach diesen 6 Monaten feststellten, dass beide Gruppen wieder gleich viele Rückfälle hatten, war klar, dass es kein Zufall, sondern tatsächlich die Wirkung von Curcumin war, die für die positiven Ergebnisse verantwortlich war.
Die Autoren der Studie kamen deshalb zu dem Schluss:
Curcumin scheint eine vielversprechende und sichere Medikation für die Remissionserhaltung bei Patienten mit ruhender Colitis ulcerosa zu sein.
Curcumin führt zur Remission bei Colitis ulcerosa!
Nachdem Studien gezeigt haben, dass Curcumin Rückfälle bei Colitis ulcerosa verhindern kann, untersuchte man in einer israelischen Studie von 2015, ob Curcumin, im Colitis-Schub verabreicht, auch eine Remission herbeiführen kann.4
Auch diese Studie war multizentrisch, randomisiert, placebokontrolliert und doppelblind und entsprach somit dem „Goldstandard“ der Wissenschaft.
Von 50 Patienten, die eine mild-bis-moderat aktive Colitis ulcerosa hatten und mit Mesalazin behandelt wurden, erhielten 1 Monat lang 26 Patienten Curcumin-Kapseln mit 3 g Curcumin pro Tag und 24 Patienten ein Placebo.
Das Mesalazin nahmen beide Gruppen weiter.
Von den Patienten in der Curcumin-Gruppe waren nach 4 Wochen gemäß dem Simple Clinical Colitis Activity Index (SCCAI) mehr als die Hälfte der Patienten (53,8 %) in Remission, während es in der Placebogruppe kein einziger war.
Auch die durchgeführten Darmspiegelungen zeigten eine deutliche Verbesserung:
Endoskopisch konnte bei 38 % der Patienten in der Curcumin-Gruppe eine Remission festgestellt werden, während es auch hier in der Placebogruppe kein einziger war.
Curcumin hat in Studien also nicht nur Rückfälle bei Colitis ulcerosa verhindert, sondern bei Patienten mit mild-bis-moderat aktivem Colitis-Schub auch eine Remission herbeigeführt.
Die Autoren bemerken dabei, dass Curcumin keine unerwünschten Nebenwirkungen hatte und deshalb ein sicheres und vielversprechendes Mittel zur Behandlung von Colitis ulcerosa sein könnte.
Ab welcher Dosis wirkt Kurkuma bei CED?
Wenn man unter Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa leidet und aufgrund der positiven Studienergebnisse die Einnahme von Kurkuma ausprobieren möchte, darf man nicht vergessen, dass die CED-Patienten in den Studien nicht das Gewürz Kurkuma, sondern den enthaltenen Farbstoff Curcumin einnahmen.
Kurkuma enthält ca. 5 % Curcumin.
In den Studien haben die Patienten bis zu 3 g Curcumin pro Tag eingenommen — das wären ca. 60 g oder 12 Esslöffel Kurkuma!
So eine große Menge kann und sollte man natürlich nicht essen.
Muss man also, wie in den Studien, ein Nahrungsergänzungsmittel mit Curcumin einnehmen, wenn man von der entzündungshemmenden Wirkung profitieren möchte?
Ich denke, dass muss man nicht!
In der Ayurveda-Medizin wurde über die letzten Jahrtausende ja auch nicht ein Curcumin-Extrakt, sondern die ganze Kurkuma-Pflanze als Heilmittel verwendet.
Und mittlerweile zeigen auch Studien, warum das ebenfalls Sinn macht:
In einer Studie von 1998 konnte man die Bioverfügbarkeit von 2 g Curcumin um 2.000 % steigern, wenn man den Teilnehmern zusätzlich 20 mg Piperin gab.5
Piperin ist ein Bestandteil des schwarzen Pfeffers und 20 mg Piperin entsprechen ca. ¼ Teelöffel schwarzem Pfeffer.
Interessanterweise enthalten fast alle indischen Curry-Mischungen, neben Kurkuma, auch schwarzen Pfeffer, wodurch die Bioverfügbarkeit von Curcumin um ein Vielfaches größer ist.
Aber nicht nur schwarzer Pfeffer erhöht die Aufnahme von Curcumin.
Man hat auch entdeckt, dass die Kurkuma-Knolle ein Öl enthält, dass die Bioverfügbarkeit von Curcumin bei Menschen um das 7 bis 8-fache erhöht.6
Wie so oft, hat es also auch bei Kurkuma Vorteile, wenn man die gesamte Pflanze mit ihrer ganzen Vielfalt an Inhaltsstoffen zu sich nimmt.
Neben dem Öl, das bereits in der Kurkuma-Knolle vorhanden ist, verbessern auch zusätzliche Fette die Bioverfügbarkeit von Curcumin.6
Und auch hier fällt auf, dass Curry-Gerichte in Indien mit reichlich Fett, vor allem mit geklärter Butter (Ghee), zubereitet werden.
Ob die Inder das tun, weil es besser schmeckt oder weil es gesünder ist, weiß ich nicht, aber das spielt ja auch keine Rolle.
Wichtig ist, dass man mit Fett und schwarzem Pfeffer die Bioverfügbarkeit von Kurkuma dramatisch steigern kann und so keine Nahrungsergänzung mit Curcumin braucht.
Ich nehme deshalb keine Curcumin-Kapseln ein, sondern verwende nur das Kurkuma-Gewürz oder die frische Kurkuma-Knolle.
Solltest Du dich trotzdem für eine Nahrungsergänzung mit Curcumin entscheiden, würde ich vorher mit meinem Arzt darüber sprechen.
Es gab in den Studien zwar keine Nebenwirkungen bei Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, das heißt aber nicht, dass Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ausgeschlossen sind.
Fazit
Wenn man sich vor Augen führt, dass Kurkuma
- seit Jahrtausenden in der Naturheilkunde verwendet wird,
- seit 40 Jahren wissenschaftliche Versuche an Tieren und im Reagenzglas die entzündungshemmende Wirkung nachweisen,
- in den letzten 10 Jahren auch Studien an CED-Patienten erfolgreich waren,
- in den CED-Studien keine Nebenwirkungen auftraten und
- Kurkuma ein ganz gewöhnliches Gewürz ist,
spricht eigentlich nichts dagegen die Einnahme von Kurkuma auszuprobieren, wenn man eine chronische Darmentzündung hat.
Bis auf die am Anfang erwähnte Pilotstudie, wurde die Wirksamkeit von Curcumin zwar nur bei Patienten mit Colitis ulcerosa nachgewiesen, dass liegt aber einfach daran, dass bis jetzt keiner bereit war auch ähnliche Studien mit Morbus Crohn-Patienten zu finanzieren.
Und was hat man schon zu verlieren?
Kurkuma kostet fast nichts, ist gut verträglich und lässt sich einfach in die Ernährung einbauen.
Man kann verschiedene Gerichte mit Curry-Pulver würzen, mit einem Stück frischer Kurkuma-Knolle einen Tee aufgießen oder Milch mit Kurkuma-Pulver und Gewürzen, wie Zimt und Vanille, aufkochen und so eine „Goldene Milch“ herstellen.
Und da Kurkuma wenig Eigengeschmack hat, kann man Kurkuma-Pulver auch in das Frühstücks-Müsli geben oder das Kochwasser von Reis oder Kartoffeln mit Kurkuma färben.
Da CED-Patienten die fertigen Curry-Mischungen wegen dem scharfen Chili-Pulver oft nicht vertragen, kann man auch seine eigene Curry-Mischung herstellen.
Die Basis der meisten Curry-Mischungen sind die Gewürze Kurkuma, Koriander, Kreuzkümmel, Bockshornklee und schwarzer Pfeffer.
Diese Gewürze kannst Du für ein paar Euro in 50 g-Tütchen im Internet oder in Gewürzläden kaufen. Die Gewürze dann einfach mit einem Mörser zerkleinern oder mit einer elektrischen Kaffeemühle feinmahlen.
Quellen:
- 1 Srimal RC, Dhawan BN, Pharmacology of diferuloyl methane (curcumin), a non-steroidal anti-inflammatory agent., J Pharm Pharmacol. 1973, (Pharmakologie von Diferuloylmethan (Curcumin), einem nicht-steroidalem Entzündungshemmer)
- 2 Holt PR et al., Curcumin Therapy in Inflammatory Bowel Disease: A Pilot Study, Digestive Diseases and Sciences 2005, (Curcumin-Therapie bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen: Eine Pilotstudie)
- 3 Hanai H et al., Curcumin maintenance therapy for ulcerative colitis: randomized, multicenter, double-blind, placebo-controlled trial., Clin Gastroenterol Hepatol. 2006, (Curcumin-Erhaltungstherapie bei Colitis ulcerosa: randomisierte, multizentrische, doppelblinde, placebo-kontrollierte Studie)
- 4 Lang A et al., Curcumin in Combination With Mesalamine Induces Remission in Patients With Mild-to-Moderate Ulcerative Colitis in a Randomized Controlled Trial., Clin Gastroenterol Hepatol. 2015, (Curcumin in Kombination mit Mesalazin führt Remission bei Patienten mit mild bis moderater Colitis ulcerosa in einer randomisierten, placebokontrollierten Studie herbei)
- 5 Shoba G et al., Influence of piperine on the pharmacokinetics of curcumin in animals and human volunteers., Planta Med. 1998, (Der Einfluss von Piperin auf die Pharmakokinetik von Curcumin bei Tieren und menschlichen Probanden)
- 6 Anand P et al., Bioavailability of curcumin: problems and promises., Mol Pharm. 2007, (Bioverfügbarkeit von Curcumin: Probleme und Hoffnungen)