Wie soll ich mich ernähren, wenn ich Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa habe?
Kann ich mit der Ernährung mein Wohlbefinden steigern und die Krankheit positiv beeinflussen?
Das sind Fragen, die sich Betroffene stellen. Einfache Antworten darauf gibt es keine – denn die richtige Ernährung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ist vor allem eines: Individuell!
So sieht z.B. die Ernährung im Schub anders aus, als in der Remissionsphase und individuelle Nahrungsmittelunverträglichkeiten müssen berücksichtigt werden.
Neben diesen individuellen Faktoren entscheidet z.B. auch die Zusammensetzung der Fette und Eiweiße in unserer Nahrung darüber, ob in unserem Körper ein Milieu herrscht, das chronische Entzündungen begünstigt oder nicht.
Die folgenden Informationen sollen Dir dabei helfen, die optimale Ernährung für Dich zu finden.
Inhaltsverzeichnis
Die Aminosäure Glycin bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Der Amerikaner Professor Joel Brind erforscht seit Jahren die Bedeutung der Aminosäure Glycin und kommt zu dem Schluss:
Die Aminosäure Glycin ist der wichtigste Entzündungsregulator in unserem Körper.Prof. Joel Brind
Er ist außerdem davon überzeugt, dass viele Menschen unter chronischen Entzündungskrankheiten, wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, leiden, weil sie aufgrund einseitiger Ernährung einen Glycinmangel haben.
Deshalb werde ich in diesem Abschnitt erläutern, welche Rolle Glycin bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa spielt, warum viele Menschen unter einem Glycinmangel leiden und wie Du Dich richtig ernähren kannst um einen Mangel wieder auszugleichen.
Glycin als Entzündungsregulator bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Entzündung ist der grundlegende Mechanismus des angeborenen Immunsystems um potentiell krankmachende Mikroben zu zerstören.
Es ist die erste Reaktion des Immunsystems und sie wird von den amöbenähnlichen Fresszellen, den Makrophagen, ausgeführt. Diese können Bakterien und andere Mikroben tatsächlich einfach verschlingen.
Die Makrophagen bringen eine Infektion genauso schnell zum Stillstand, wie die Feuerwehr ein Feuer löscht. Aber sie verletzen dabei auch viel normales Gewebe – bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa die Schleimhaut von Dünn- und Dickdarm.
Die Makrophagen werden über einen elektrochemischen Schalter an der Membran der Zelloberfläche aktiviert.
Diese Schalter in den Makrophagen sind Kanäle in der Membranhülle der Zelle, die positiv geladenen Ionen (Calciumionen und Natriumionen) erlauben durch die Membran zu fließen. Wie bei einem Lichtschalter fällt die Spannung ab, wenn diese Kanäle sich kurzfristig öffnen und die Zelle wird aktiviert.
Aber auch im Ruhezustand sind diese Kanäle nicht völlig geschlossen und die Zelle verliert ständig Ionen. Um die notwendige Ruhespannung von 0,07 Volt zu halten, gibt es spezialisierte Kanäle in der Zellmembran, die negativ geladene Chlorid-Ionen in die Zelle lassen.
Und genau an diesem Punkt kommt die Aminosäure Glycin ins Spiel:
Sie sorgt dafür, dass diese Kanäle offen bleiben und die Makrophage im Ruhezustand bleibt und erst aktiviert wird, wenn Bakterien oder Viren in den Körper eindringen und bekämpft werden müssen.
Aber wenn ein Glycin-Mangel vorliegt, sind diese Glycinrezeptoren nicht offen genug um ausreichend Chlorid-Ionen reinzulassen. Dann fällt die Spannung zwischen innerhalb und außerhalb der Zelle ab und die Zelle wird aktiviert.
Obwohl also keine Gefahr durch Bakterien oder Viren besteht, werden bei einem Glycinmangel die Makrophagen aktiviert und können so z.B. die körpereigenen Zellen der Darmschleimhaut beschädigen – und genau das passiert bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
Warum leiden heute so viele Menschen unter einem Glycinmangel?
Um zu verstehen, warum ein Glycinmangel heute so häufig vorkommt, muss man sich die Beziehung zwischen den beiden Aminosäuren Glycin und Methionin näher anschauen.
Beide Aminosäuren sind nicht nur Bausteine für den Aufbau von Proteinen, sondern haben auch als freie Aminosäuren zahlreiche Funktionen in unserem Stoffwechsel.
Methionin ist eine essentielle Aminosäure, d.h. unser Körper kann sie nicht selbst herstellen. Deshalb müssen wir ausreichend Methionin mit der Nahrung aufnehmen. Glycin dagegen ist nicht-essentiell, d.h. unser Körper kann zumindest begrenzte Mengen in der Leber selbst herstellen.
Daraus könnte man schließen, dass ein Glycinmangel sehr unwahrscheinlich ist, aber die Sache ist etwas komplizierter:
Methionin ist sehr wichtig für unseren Körper, weil es die erste Aminosäure in jedem entstehenden Protein aller lebenden Zellen ist, für die Entgiftung von Schadstoffen in der Leber gebraucht wird und z.B. wichtige Bausteine für Hormone, wie Adrenalin, liefert.
Weil Methionin so wichtig ist, kann es über den sogenannten Methionin-Kreislauf recyclet und wiederverwendet werden. Dadurch müssen wir nur sehr kleine Methioninmengen von ein paar Hundert Milligramm pro Tag mit der Nahrung aufnehmen.
Das Problem ist, dass Methionin in großen Mengen giftig ist und wenn wir eine Mahlzeit essen, die sehr viel Methionin enthält – z.B. ein Rinderfilet – muss die Leber die überschüssigen Mengen an Methionin wieder loswerden. Damit die Leber diese Aufgabe erledigen kann, muss sie Glycin verbrauchen.
D.h. selbst wenn wir eigentlich genug Glycin essen, können wir einen Glycinmangel erleiden, weil wir gleichzeitig zu große Mengen an Methionin zu uns nehmen. Entscheidend ist also nicht die Menge der einzelnen Aminosäuren, sondern das Mengenverhältnis von Glycin zu Methionin.
Ist dieses Verhältnis zu niedrig, wird das vorhandene Glycin bei der Entgiftung des überschüssigen Methionin aufgebraucht, und wir haben einen Glycinmangel, der eine chronische Entzündung, wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa fördert.
In der folgenden Grafik siehst Du das Glycin-Methionin-Verhältnis verschiedener Lebensmittel.
Mit großem Abstand das beste Verhältnis von Glycin zu Methionin hat die Knochenbrühe, weil das in den Knochen enthaltene Kollagen mit 23 Prozent riesige Mengen an Glycin, aber mit 0,5 Prozent nur sehr wenig Methionin enthält.
Nicht umsonst machen Mütter auch heute noch ihren Kindern eine Hühnerbrühe, wenn sie krank sind und wieder zu Kräften kommen sollen.
Ganz anders sieht es mit den Fleisch- und Milchprodukten aus, die wir heute am meisten essen: Hühnerbrust, Rinderfilet, Fischfilet und Milch haben ein so schlechtes Glycin-Methionin-Verhältnis, dass die Gefahr für entzündliche Erkrankungen, wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, deutlich erhöht ist.
Früher sind Menschen an der Krankheit Pellagra erkrankt, weil sie das Getreide ohne die Schale gegessen haben und deshalb einen Mangel an B-Vitaminen entwickelten. Heute erkranken wir immer mehr an chronischen Entzündungen, weil wir nur das Muskelfleisch der Tiere, ohne die kollagenhaltigen Teile, wie Haut und Knochen essen, und dadurch einen Glycinmangel entwickeln.
In der Grafik kann man auch erkennen, dass pflanzliche Lebensmittel, wie Linsen und Tofu ein besseres Glycin-Methionin-Verhältnis haben als die tierischen Lebensmittel, die wir heute in viel größeren Mengen essen als früher.
Das ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum eine vegane Ernährung bei einigen Crohn- und Colitispatienten die Symptome verbessern kann.
Daraus kann man aber nicht schließen, dass es notwendig ist bei einer Darmentzündung zum Veganer zu werden. Denn das schlechte Verhältnis von tierischem Muskelfleisch lässt sich ohne Probleme auch durch glycinreiche Lebensmittel, wie z.B. eine richtig zubereitete Knochenbrühe, wieder ausgleichen.
Wie das geht, erkläre ich im nächsten Abschnitt.
Was kann ich bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa gegen einen Glycinmangel tun?
Weil wir so viel Muskelfleisch essen, ohne auch die anderen Teile vom Tier zu verwerten, haben wir gemäß Prof. Joel Brind einen Glycinmangel von ca. 8-10 Gramm pro Tag.
Diesen Mangel können wir ausgleichen, indem wir eine besonders glycinreiche Knochenbrühe in unseren Speiseplan einbauen. Besonders viel Glycin enthält eine Brühe aus Kalbs- oder Rinderknochen, aber auch mit Hühnerknochen kann man eine solche Brühe selbst herstellen.
Ein gekaufter Fond oder Brühwürfel kommen nicht in Frage, da sie hauptsächlich Salz, Geschmacksverstärker und Aromen, aber zu wenig Glycin enthalten.
Wenn Du wenig selber kochst, kommt Dir der Gedanke eine Brühe aus Knochen herzustellen, vielleicht etwas eigenartig vor. Für Köche in guten Restaurants ist das jedoch ganz normal. Sie verwenden eine solche Brühe (Demi-Glace) für Suppen und Soßen um den Gerichten einen intensiven Geschmack und eine seidige Konsistenz zu verleihen.
Damit die Knochenbrühe für die Ernährung bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa geeignet ist, musst Du einige Regeln bei der Zubereitung beachten. Vor allem müssen die Knochen bei niedriger Temperatur sehr lange gekocht werden, damit sich das Kollagen in den Knochen löst und als glycinreiche Gelatine in die Brühe übergeht.
Die richtigen Fette bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Laut dem amerikanischen Biochemiker Prof. Joel Brind hat eine Massenkampagne in der letzten Hälfte des 20. Jahrhunderts dazu geführt, dass der Anteil an Omega-6-Fettsäuren in der westlichen Ernährung stark angestiegen ist und so zu der großen Verbreitung von chronischen Entzündungskrankheiten beigetragen hat.
In diesem Abschnitt gehe ich darauf ein, welche Rolle Fette bei chronischen Darmentzündungen spielen, warum wir heute die falschen Fette essen und welche Fette Du bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa essen solltest.
Die Rolle von Fetten bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Wie bereits erwähnt werden die Makrophagen bei einem Glycinmangel ohne Gefahr von außen aktiviert und greifen die Darmschleimhaut an.
Dies ist aber nicht der einzige Weg, auf dem sie die Entzündung bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa anfachen können. Denn die fälschlicherweise aktivierten Makrophagen greifen nicht nur selbst die Darmschleimhaut an, sondern schütten auch Botenstoffe aus, die wiederum weitere Makrophagen aktivieren und zum Ort der Entzündung zur Hilfe holen.
Dadurch wird die Darmwand weiter beschädigt und die Entzündung verschlimmert sich.
In welchem Ausmaß die Makrophagen weitere Makrophagen aktivieren, hängt von zwei weiteren Schlüsselnährstoffen ab: Salicylsäure und dem Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren!
Die Zellwände der Makrophagen bestehen hauptsächlich aus Phospholipiden (Lipide = Fette). Das sind seifenblasenartige Moleküle, die aus zwei Fettsäuren bestehen.
Wird eine Makrophage nun aktiviert, wird eine dieser beiden Fettsäuren durch Enzyme in einen Botenstoff umgewandelt. Diese Botenstoffe nennt man Prostaglandine und sie wandern jetzt durch den Körper um andere Zellen (wie z.B. Makrophagen) entweder zu aktivieren oder zu hemmen.
Und jetzt kommt der entscheidende Punkt:
Ob die Makrophagen Prostaglandine freisetzen, die weitere Makrophagen aktivieren – und so die Darmentzündung verschlimmern – oder ob sie Prostaglandine freisetzen, die die Entzündung hemmen – hängt davon ab, aus welchen Fettsäuren die Zellwände der Makrophagen bestehen. Und das hängt wiederum davon ab, welche Fettsäuren wir mit der Nahrung essen!
Das liegt daran, dass entzündungsfördernde Prostaglandine aus der Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure (AA) bestehen und entzündungshemmende Prostaglandine aus der Omega-3-Fettsäure Eicosapentaensäure (EPA).
Wenn wir also verhältnismäßig viel von der Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure essen, bestehen die Zellwände der Makrophagen hauptsächlich aus Arachidonsäure, die bei Aktivierung der Makrophagen dann in entzündungsfördernde Botenstoffe umgewandelt wird.
Essen wir dagegen verhältnismäßig viel von der Omega-3- Fettsäure EPA, bestehen die Zellwände der Makrophagen hauptsächlich aus EPA, die bei Aktivierung der Makrophagen dann in entzündungshemmende Botenstoffe umgewandelt wird.
Essen wir bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa also mehr Omega-6-reiche Lebensmittel (wie z.B. Sonnenblumenöl), als Omega-3-reiche Lebensmittel (wie z.B. Wildlachs), setzen wir den biochemischen Schalter in unserem Körper auf Entzündung.
Warum essen wir heutzutage die falschen Fette?
Vor Beginn von Ackerbau und Viehzucht vor 10.000 Jahren hatten unsere Vorfahren in der Ernährung noch ein Omega-6 zu Omega-3-Verhältnis von 3-2:1. Heute liegt dieses Verhältnis in Deutschland und anderen westlichen Ländern bei ca. 15-20:1 (siehe Zentrum für Gesundheit).
4 Veränderungen in der heutigen Ernährung haben dazu beigetragen, dass sich dieses Verhältnis so dramatisch verschlechtert hat.
Die Verbreitung von Getreideprodukten
Seit wir Ackerbau betreiben und Lebensmittel industriell verarbeiten, ist der Anteil an Getreideprodukten stark angestiegen.
Das Problem ist, dass Getreide verhältnismäßig viel Omega-6-Fettsäuren enthält. Weizen z.B. hat ein Omega-6 zu Omega-3-Verhältnis von 14:1, Mais sogar von 29:1. Das ist deutlich über dem meist empfohlenen Verhältnis von 4:1.
Diese Getreidesorten essen wir täglich in Brot, Nudeln, Pizza, Kuchen, Cornflakes und vielen anderen, vor allem industriell verarbeiteten, Lebensmitteln.
Getreide kann also nicht nur wegen dem enthaltenen Gluten ein Problem bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sein, sondern fördert auch durch seine Fettsäurenzusammensetzung chronische Entzündungen im Darm.
Die Herstellung von Fleisch und Milch
Fleisch und Milch fördern vor allem wegen der industriellen Massentierhaltung chronische Entzündungen, wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Denn statt Omega-3-haltigem Grünfutter erhalten Rinder und Schweine vor allem Omega-6-reiches Getreide und Soja als Futter.
Dies macht man nicht nur, weil es günstiger ist, sondern auch weil die Tiere dadurch schneller wachsen – oder anders ausgedrückt: weil sie durch das Omega-6-reiche Futter fettleibig werden!
Fettleibigkeit kann die Folge einer chronischen Entzündung sein. Genau wie beim Menschen, fördern zu viele Omega-6-Fettsäuren also auch bei Tieren Krankheiten und Entzündungen. Und die Fettsäuren, die die Tiere mit dem Futter essen, essen wir mit dem Fleisch der Tiere.
Der Konsum von Fast-Food
Fast-Food und industriell hergestellte Fertigprodukte enthalten nicht nur relativ viele entzündungsfördernde Omega-6-Fettsäuren, sondern auch sehr wenige entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren.
Omega-3-reiche Pflanzenöle, wie Leinöl, werden von der Industrie nicht verwendet, da sie schnell ranzig werden und auch Omega-3-reiche Lebensmittel, wie grüne Blattsalate, Walnüsse oder Wildlachs, findet man selten in Fertigprodukten.
Omega-6-reiche Öle
In den letzten 100 Jahren wurden Fette, wie Butter und Olivenöl, die sehr wenig Omega-6-Fettsäuren enthalten, aus Kostengründen durch Omega-6-reiche Pflanzenöle wie Distel- u. Sonnenblumenöl ersetzt. Bei Sonnenblumenöl ist das Verhältnis mit 122:1 viel zu hoch, bei Distelöl liegt es sogar bei 148:1!
Um auch die Butter durch Pflanzenöl zu ersetzen, hat man Verfahren entwickelt um diese Pflanzenöle zu härten und als Margarine zu verkaufen.
Um nicht den Boden für chronische Entzündungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zu bereiten, sollte man deshalb auf Fertigprodukte ganz verzichten und beim Kochen zu Omega-6-armen Fetten, wie Olivenöl und Butter(-schmalz), greifen.
Die meisten Ernährungswissenschaflter empfehlen ein Verhältnis von 4:1 (Omega-6 zu Omega-3) in der Ernährung. Mit welchen Lebensmitteln Du dieses Verhältnis erreichen kannst, erfährst Du im folgenden Abschnitt.
Das richtige Omega-6 zu Omega-3-Verhältnis bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Meistens wird empfohlen den Anteil der Omega-3-Fette durch Nahrungsmittel wie Lachs, Leinöl oder auch Fischölkapseln zu erhöhen, um auf ein gesundes Omega-6 zu Omega-3-Verhältnis zu kommen, damit chronischen Entzündungen, wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, der Nährboden entzogen wird.
Der Grund warum viele Ernährungswissenschaftler die Aufnahme von mehr Omega-3-Fettsäuren empfehlen, liegt daran, dass Omega-3-Fettsäuren im Gegensatz zu Omega-6-Fettsäuren essentiell sind, d.h. unser Körper kann sie nicht selbst produzieren, sondern wir müssen sie mit der Nahrung aufnehmen.
Es gibt zwei Gründe warum dieser Ansatz nicht optimal ist:
Erstens bedeutet die Tatsache, dass unser Körper Omega-3-Fettsäuren nicht selbst herstellen kann nicht, dass sie besonders essentiell – also wichtig sind – sondern genau das Gegenteil:
Unser Körper hat über die Evolution hinweg keinen Weg entwickelt diese Omega-3-Fettsäuren selbst herzustellen, weil es nie notwendig war! Die Mengen an Omega-3-Fettsäuren, die unser Körper gebraucht hat, waren immer ausreichend in der Nahrung vorhanden. Ein akuter Mangel ist also eher unwahrscheinlich.
Zweitens kann man durch eine erhöhte Zufuhr von Omega-3-Fetten ein entzündungsförderndes Omega-6 zu Omega-3-Verhältnis nicht ausgleichen, wenn man auch gleichzeitig zu viele Omega-6-reiche Nahrungsmittel isst.
Ich will das an einem Beispiel erklären:
Nehmen wir einmal an Du willst etwas gegen Deinen Crohn oder Deine Colitis machen, indem Du das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren in Deiner Ernährung verbesserst.
Du hast einen Artikel von einem Ernährungswissenschaftler gelesen, der empfiehlt bei chronischen Entzündungen mehr Omega-3-reiche Lebensmittel, wie Lachs, zu essen. Deshalb möchtest Du Dir jetzt jeden Tag 100 Gramm Wildlachsfilet zubereiten.
100 Gramm Wildlachs enthält 1 Gramm Omega-3-Fettsäuren. Wenn Du den Wildlachs nun in einem Esslöffel Sonnenblumenöl (enthält 9 Gramm Omega-6-Fettsäuren!) anbrätst, hast Du ein Omega-6 zu Omega-3-Verhältnis von 9:1 – d.h. selbst bei dieser Mahlzeit mit einem der Omega-3-reichsten Lebensmittel überhaupt, kommst Du nicht auf das optimale Fettsäurenverhältnis von mindestens 4:1, weil Du ein Omega-6-reiches Öl verwendest!
Anders sieht es aus, wenn Du das Omega-6-arme Olivenöl zum Anbraten verwendest. Ein Esslöffel Olivenöl hat nur 2 Gramm Omega-6-Fettsäuren, was zusammen mit dem Lachs ein sehr gutes Gesamtverhältnis von 2:1 ergibt.
Für eine optimale Ernährung bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist es also vor allem wichtig auf Omega-6-reiche Lebensmittel zu verzichten!
In der folgenden Abbildung siehst Du den Anteil von Omega-6 u. Omega-3-Fettsäuren verschiedener Öle und Fette und deren Omega-6 zu Omega-3-Verhältnis.
Leinöl hat mit Abstand das beste Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren, weil es von allen Pflanzenölen die größte Menge an Omega-3-Fettäuren enthält.
Butter(-schmalz), Rapsöl und Hanföl haben auch ein sehr gutes Verhältnis von kleiner als 4:1.
Beim Olivenöl ist das Verhältnis mit 11:1 etwas höher als das optimale Verhältnis von 4:1, da die Menge an Omega-6-Fettsäuren jedoch relativ gering ist, kann dieser Nachteil über andere Omega-3-reiche Lebensmittel einfach ausgeglichen werden (siehe Fisch-Beispiel oben).
Katastrophal ist dagegen das Verhältnis der Omega-6-Bomben Margarine, Sonnenblumen-, Traubenkern- und Distelöl.
Diese Öle sollte man auf keinen Fall beim Kochen verwenden oder über Fertigprodukte zu sich nehmen, da man die riesigen Mengen an Omega-6-Fettsäuren auch über eine ansonsten gut zusammegesetzte Ernährung unmöglich wieder ausgleichen kann.
Lebensmittel mit Salicylsäure bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Ob eine aktivierte Makrophage eine Entzündung verstärkt, hängt nicht nur von dem Omega-6 zu Omega-3-Verhältnis in der Zellmembran ab, sondern auch von einem Stoff, den Du wahrscheinlich von dem Medikament Aspirin kennst: Salicylsäure!
Wie bereits erwähnt, können die Makrophagen bei einem Glycinmangel fälschlicherweise aktiviert werden, und wenn Du große Mengen von der Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure (AA) isst, wird diese Fettsäure dann enzymatisch in Botenstoffe umgewandelt, die durch den Körper wandern und andere Zellen aktivieren, die dann wiederum dafür sorgen, dass sich die Entzündung weiter ausbreitet.
Das Enzym, welches die Umwandlung der Fettsäure in Entzündungsbotenstoffe beschleunigt, heißt Cyclooxygenase 2 (COX2). Salicylsäure hemmt die Aktivität dieses Enzyms und damit auch die Produktion der entzündungsfördernden Botenstoffe.
Genau an dieser Stelle greift das Medikament Aspirin an und ist deshalb in der Lage Entzündungen zu stoppen.
Salicylsäure ist also bei Krankheiten, wie Crohn und Colitis, ein wichtiger Verbündeter, der helfen kann den chronischen Entzündungsprozess zu stoppen.
Und im Gegensatz zu dem künstlich hergestellten Aspirin ist Salicylsäure völlig natürlich, hat keine gefährlichen Nebenwirkungen und kommt in ganz normalen Lebensmitteln vor, die Du bei einer Darmentzündung in deinen Speiseplan aufnehmen kannst.
Salicylsäure ist in vielen pflanzlichen Lebensmitteln vorhanden. Besonders viel steckt in Beerenfrüchten, Trauben und Kiwis, aber auch Nüsse enthalten bedeutende Mengen.
Der Biochemiker Prof. Joel Brind geht sogar davon aus, dass nicht die viel gepriesenen Antioxidantien (z.B. Polyphenole) für die entzündungshemmende Wirkung dieser Lebensmittel verantwortlich sind, sondern eben die enthaltene Salicylsäure.
Antioxidantien können Entzündungen zwar lindern, die Salicylsäure verhindert aber, dass die Entzündung überhaupt erst entsteht. So lässt sich auch das „Französische Paradoxon“ – die Tatsache, dass Franzosen viel Fett essen, aber trotzdem niedrige Herzinfarktraten haben – erklären:
Eine chronische Entzündung, die zu Herzinfarkt führen kann, wird im Keim erstickt, da die Franzosen viel Wein trinken. Wein wird aus Trauben hergestellt und diese enthalten besonders viel Salicylsäure.
Daraus kann man schließen, dass Salicylsäure auch bei chronischen Entzündungen, wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa positive Effekte haben kann.
In der folgenden Tabelle siehst Du die Lebensmittel mit dem höchsten Salicylsäuregehalt.
Tierische Produkte, wie Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte sind nicht mit aufgeführt, da sie so gut wie keine Salicylsäure enthalten.
Rezepte bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Hier findest Du einige Rezepte, die für die Ernährung bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa geeignet sind.
Karottensuppe nach Moro
Die Karottensuppe nach Moro ist besonders während einem Entzündungsschub sehr hilfreich, da sie sehr gut verträglich ist und den Durchfall stoppen kann.
Der Kinderarzt Professor Ernst Moro behandelte schon vor über 100 Jahren Kinder mit Durchfallerkrankungen mit diesem Hausrezept und reduzierte deren Sterberate dadurch drastisch.
Erstaunlicherweise war die Karottensuppe sogar wirksamer als viele Antibiotika!
Erst vor wenigen Jahren haben Forscher herausgefunden, dass sogenannte Oligogalakturonsäuren für diese wundersame Wirkung verantwortlich sind. Diese verhindern, dass sich schädliche Bakterien an die Darmschleimhaut anheften können und somit ausgeschieden werden.
Damit diese Oligogalakturonsäuren entstehen, muss die Suppe aber mindestens 60-90 Minuten gekocht werden!
Hier siehst Du wie man die Karottensuppe nach Moro zubereitet:
(Foto: © Spectral-Design – Fotolia.com)