Das ist das Ergebnis einer klinischen Studie von Ärzten des Nakadori General Hospital in Japan, die im Jahre 2010 im World Journal of Gastroenterology veröffentlicht wurde.
22 Patienten mit Morbus Crohn, die sich nach einer Operation oder Medikamentengabe in Remission befanden, aßen in den darauf folgenden zwei Jahren entweder eine semi-vegetarische oder eine omnivore Ernährung.
Die Ergebnisse waren erstaunlich:
Von den Patienten, die eine semi-vegetarische Diät befolgten, waren nach einem Jahr noch 100 % in Remission und selbst nach zwei Jahren waren es noch 92 %.
Von den Patienten, die bei der omnivoren Diät unbegrenzt Fleisch und Fisch essen durften, waren nach einem Jahr nur noch 67 % in Remission und nach zwei Jahren sogar nur noch 25 %.
Die Gastroenterologen der Studie kommen zu dem Schluss:
Eine semi-vegetarische Diät ist höchst effektiv bei der Verhinderung von Rückfällen bei Morbus Crohn.
Diese Ergebnisse sind umso erstaunlicher, da die meisten Ärzte der Meinung sind, dass die Ernährung den Verlauf einer chronischen Darmentzündung nicht beeinflussen kann und die Gutachterkollegen der Studie von einer „exzellenten Studie mit eindeutigen wissenschaftlichen Daten“ sprechen.
Werden Morbus Crohn und Colitis ulcerosa durch eine falsche Ernährung verursacht?
Die Autoren gehen davon aus, dass es zwischen chronischen Krankheiten, wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, und dem Lebensstil der Betroffenen einen engen Zusammenhang gibt.
Wie die Ergebnisse der Studie gezeigt haben, spielt die Ernährung dabei eine besonders wichtige Rolle.
Der Grund dafür ist, dass die Ernährung einen starken Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmflora hat.
Viele Wissenschaftler gehen im Moment davon aus, dass die Entzündung im Darm durch eine unangemessene Reaktion des Immunsystems der Darmschleimhaut auf ungünstige Darmbakterien entsteht.
So konnte man bei Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen negative Veränderungen der Darmflora beobachten und nachweisen, dass diese einen Ausbruch oder Rückfall der chronischen Entzündung auslösen können.
Epidemologische Studien zeigen, dass chronisch-entzündliche Darmerkrankungen vor allem in den reichen Ländern, mit einer westlichen Ernährungsweise, vorkommen.
Die Autoren führen dazu Studien an, die vor allem folgende Bestandteile der westlichen Ernährung als Übeltäter überführen:
- Tierische Proteine
- Tierische Fette
- Zucker
- weniger Getreide (Brot ist dagegen Risikofaktor!)
- Fast-Food, Schokolade u. Cola
- weniger Ballaststoffe aus Früchten und Gemüse
Bei tierischen Proteinen und Fetten konnte nachgewiesen werden, dass sie die nützlichen Bakterien im Darm reduzieren.
Wie oben beschrieben geht man im Moment davon aus, dass die dadurch entstehende Dysbiose eine Hauptursache für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist.
Die Autoren der Studie schließen daraus, dass chronisch-entzündliche Darmerkrankungen hauptsächlich durch die westliche Ernährung verursacht werden. Ihrer Meinung nach bedeutet dass:
Wenn man es schafft eine geeignete Diät für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen zu finden, könnte die Mehrheit der Patienten ohne Medikamente rückfallfrei bleiben, wenn sie sich an diese Diät hält.
Zwar betonen die Wissenschaftler, dass es bis jetzt keine Diät gibt, die für alle CED-Patienten geeignet ist, aber die semi-vegetarische Diät, die alle Crohn- u. Colitis-Patienten seit 2003 in ihrer Klinik bekommen, ist so erfolgreich, dass sich ein näherer Blick auf dieses Ernährungskonzept lohnt.
Wie sieht die CED-Diät des Nakadori General Hospital aus?
Bei der semi-vegetarischen Diät der CED-Patienten handelt es sich im Prinzip um eine lacto-ovo-vegetarische Ernährung (Milch und Eier sind erlaubt) – ergänzt mit nur wenig tierischen Produkten, d.h. es gibt einmal die Woche auch Fisch und alle zwei Wochen Fleisch – jeweils nur die Hälfte einer gewöhnlichen Portion.
Da aktuelle Studien nahelegen, dass die chronische Entzündung im Darm durch eine Reaktion des Immunsystems auf eine ungünstige Darmflora entsteht, liegt der Fokus der Ernährung auf einer Verbesserung der Darmflora der Patienten.
Brauner Reis und Grüner Tee sind fester Bestandteil der Ernährung, weil man in Studien nachweisen konnte, dass sie die Anzahl der günstigen Bakterien erhöhen.
Da die meisten Präbiotika (=nicht verdaubare Nahrungsbestandteile, die die Zusammensetzung der Darmflora verbessern) aus Pflanzen stammen, entschied man sich außerdem für eine vorwiegend vegetarische Ernährung.
Da eine rein vegetarische Ernährung möglicherweise weniger akzeptiert worden wäre, hielt man eine semi-vegetarische Ernährung, mit kleinen Mengen an Fisch und Fleisch, für die beste Lösung.
Die semi-vegetarische Ernährung der Patienten wurde am selben Tag eingeführt, wie die Infusionen mit dem Medikament Infliximab zur Herstellung der Remission.
Nachdem die Patienten zwei bis fünf Tage lang nur weißen Reis und dann noch einmal zwei bis fünf Tage gemischten Reis (70% weißer Reis, 30% brauner Reis) bekamen, wurde täglich nur noch unraffinierter, brauner Reis serviert, da dieser deutlich mehr Vitamine und Mineralien enthält.
In dieser Abbildung sind die Nährstoff-Unterschiede zwischen braunem und weißem Reis grafisch dargestellt. Der Wert 1 entspricht dabei dem weißen Reis. Wie Du siehst, hat der braune Reis tatsächlich bei allen Nährstoffen deutlich höhere Werte.
Darüber hinaus aßen die Patienten täglich Miso-Suppe (Miso ist eine fermentierte Bohnenpaste), Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, eingelegtes Gemüse und Joghurt.
Die fermentierte Bohnenpaste, das eingelegte Gemüse und der Joghurt sollen dem Körper von außen nützliche Bakterien, wie Laktobazillen und Bifidobakterien, zuführen und eine krankhaft verschobene Darmflora wieder normalisieren.
Während täglich Eier und zwei bis dreimal pro Woche auch Milch auf dem Speiseplan standen, wurden auch einmal pro Woche Fisch und alle zwei Wochen Fleisch – aber nur die Hälfte der durchschnittlichen Mengen – serviert.
Nahrungsmittel, von denen man wissenschaftlich nachweisen konnte, dass sie innerhalb und außerhalb Japans Risikofaktoren für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen darstellen, wurden vermieden. Dazu gehören Süßigkeiten, Brot, Käse, Margarine, Fast-Food, Brausegetränke und Fruchtsäfte!
Zudem wurden die Patienten zu gesunden Lebensgewohnheiten ermutigt: Sie sollten nicht rauchen, sich regelmäßig bewegen, wenig oder gar keinen Alkohol trinken, regelmäßige Mahlzeiten zu sich nehmen und nicht zwischen den Mahlzeiten essen.
In der folgenden Abbildung siehst Du die Ernährungspyramide, die Grundlage für die Ernährung der Morbus Crohn und Colitis ulcerosa-Patienten im Nakadori General Hospital war (Originalgrafik: hier).
So sah ein Beispieltag mit Frühstück, Mittagessen und Abendessen aus (unter diesem Link findest Du die Originaldaten und Fotos zu den Mahlzeiten):
Frühstück:
- Brauner Reis
- Miso-Suppe
- Nagaimo (rohe, geriebene Yamswurzel) mit zerkleinerten, getoasteten Norialgen.
- Natto (fermentierte Sojabohnen) und geriebener Daikon (japanischer Rettich).
- gedünstete Hijiki-Algen, Nama Age (frittierter Tofu) und Edamame (gegarte Sojabohnen).
Mittagessen:
- Brauner Reis
- Gekochte Kartoffeln, Zwiebeln und Mais in Tomatensuppe.
- Isomaki-Tamago (getrocknete Nori-Algenblätter in Ei-Rolle) und gekochte Chrysanthemen mit Sesamdressing.
- Takuan (eingelegter Rettich)
- Bananen mit Naturjoghurt
Abendessen:
- Brauner Reis
- Miso-Suppe
- gekochter Pak Choi, Sojabohnen, Wakame-Algen mit Essig-Sojasaucen-Dressing.
- leicht gekochtes Ganmodoki (Tofufrikadellen), Tofu, gekochtes Ei, Aubergine, Pestwurz, Kürbis u. Zuckerschoten.
- Zitrusfrüchte
Nagaimo, Natoo und Ganmodoki?!?
Eine Menge exotischer Zutaten, die in Deutschland entweder schwer zu bekommen sind oder nicht unbedingt unserem Geschmack entsprechen.
Wenn Du schon einmal Natto probiert hast, weißt Du wovon ich spreche – einfach grausam!
Bei der semi-vegetarischen Ernährung geht es aber nicht darum, dass Du genau diese Nahrungsmittel isst. Es geht darum, dass Du die Prinzipien dahinter in Deine Ernährung integrierst.
Statt braunem Reis, kannst Du auch andere glutenfreie Getreidesorten, wie Hirse, Quinoa oder Amaranth, essen.
Statt Miso-Suppe kannst Du auch andere probiotische Produkte, wie Sauerkraut in Deinen Speiseplan einbauen.
Und wenn Du Tofu nicht magst, kannst Du Deinen Bedarf an pflanzlichem Eiweiß mit Linsen decken.
Die 10 Regeln der semi-vegetarischen Ernährung bei CED
Wenn Du die semi-vegetarische Ernährung des Nakadori General Hospital einmal ausprobieren möchtest, solltest Du folgende Regeln beachten:
- Nur einmal pro Woche Fisch (< 100 Gramm)
- Nur alle zwei Wochen Fleisch (< 100 Gramm)
- Nur zwei bis dreimal pro Woche Milch (1 Glas á 200 ml)
- Täglich glutenfreie und unraffinierte Getreidesorten, wie brauner Reis, Hirse, Quinoa, Amaranth.
- Täglich Kartoffeln und Süßkartoffeln.
- Täglich probiotische Lebensmittel, wie Joghurt und Sauerkraut (ggf. kann man diese auch nach Absprache mit dem Arzt oder Heilpraktiker durch probiotische Nahrungsergänzungen ersetzen).
- Jede Mahlzeit sollte zu ca. einem Drittel aus Obst oder Gemüse bestehen.
- Täglich Eiweiß in Form von Hülsenfrüchten (Linsen, Bohnen, Erbsen, Tofu).
- Kein oder nur sehr wenig Alkohol (höchstens ein bis zwei Gläser Wein oder Bier pro Woche)
- Keine Süßigkeiten, Brot, Käse, Margarine, Fast-Food, Brausegetränke und Fruchtsäfte.
Grundsätzlich gilt natürlich immer:
Wenn Du bestimmte Nahrungsmittel nicht verträgst, hör‘ auf Deinen Körper und lass‘ sie weg. Das gilt natürlich erst Recht für Allergien gegen bestimmte Nahrungsmittel.
Obwohl Milch und Eier in dieser Studie erlaubt sind, verzichte ich z.B. darauf, weil ich sie nicht vertrage.
Wenn Du die semi-vegetarische Ernährung der Studie ausprobieren möchtest, musst Du nicht nur diese 10 Ernährungsregeln beachten, sondern auch darauf achten, dass Deine Ernährung die Nährstoffe im richtigen Verhältnis zueinander enthält.
In der folgenden Tabelle kannst Du sehen wieviel Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße etc. die CED-Patienten der japanischen Klinik bekamen.
Der Proteingehalt liegt mit 80 Gramm auf der Höhe der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung von 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht.
Hier solltest Du nur beachten, dass der Eiweißbedarf bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa deutlich höher liegen kann.
So kann es z.B. sein, dass Patienten durch einen Mangel an Enzymen zur Eiweißverdauung weniger Eiweiß aus der Nahrung aufnehmen oder durch Darmblutungen Eiweiß verlieren.
Du solltest also mit Deinem Arzt abklären, ob Du eventuell durch die Darmentzündung unter einem Eiweißmangel leidest.
Dies kann über eine Blutuntersuchung, ein sogenanntes Aminogramm festgestellt werden.
Wenn sich der Verdacht bestätigt, kannst Du entweder den Eiweißanteil in Deiner Ernährung erhöhen oder den Bedarf über Trinknahrungen (Formula-Diät) oder Nahrungsergänzungen (z.B. MAP-Eiweiß) decken.
Der Fettanteil ist mit 18,6 % bzw. 41,4 Gramm sehr gering. Die DGE empfiehlt z.B. 60 bis 80 Gramm. Aber genau dieser niedrige Fettgehalt entlastet den Darm natürlich, da Fett relativ schwer verdaulich ist.
Du solltest also nicht mehr als vier Esslöffel Öl pro Tag essen. Und damit ist nicht nur das Öl zum Braten gemeint, sondern auch das Fett, das in den Nahrungsmitteln schon enthalten ist. 100 Gramm Tofu haben z.B. auch schon acht Gramm Fett!
Darüber hinaus kommt es nicht nur auf die Menge des Fettes, sondern auch auf die Zusammensetzung – genauer gesagt auf das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren – an.
Da es zu dem Omega-6 zu Omega-3-Verhältnis keine genauen Angaben in der Studie gibt, solltest Du Dir dazu den entsprechenden Abschnitt in meinem Artikel Ernährung bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa durchlesen.
Hier erfährst Du, warum die falschen Fette eine chronische Darmentzündung noch weiter befeuern können, und welche Fette Du stattdessen verwenden solltest.
Der Ballaststoffgehalt entspricht mit über 30 Gramm den Empfehlungen der DGE.
Die löslichen Ballaststoffe befinden sich in Obst und Gemüse, während die unlöslichen Ballaststoffe vorwiegend in Vollkornprodukten, wie braunem Reis, vorhanden sind.
Wenn Du die 10 Regeln oben befolgst, isst Du automatisch so viel Vollkornprodukte, Gemüse und Obst, dass Du keine Probleme hast, ausreichend Ballaststoffe aufzunehmen.
Auch hier gilt: Wenn Du z.B. Probleme mit Vollkornprodukten, wie braunem Reis, hast, solltest Du ihn einfach durch weißen Reis ersetzen. Dein Körper und Deine persönlichen Erfahrungen müssen immer Vorrang vor irgendwelchen Ernährungsregeln haben! Du wirst auch dann noch ausreichend Ballaststoffe über Obst und Gemüse aufnehmen.
Beim Salz würde ich mich nicht nach der Menge der Studie richten. Der Salzbedarf bei Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa hängt einfach viel zu stark von Deinem persönlichen Zustand ab!
Wenn Du aufgrund der Darmentzündung z.B. 10 mal am Tag Durchfall hast, verlierst Du so viel Wasser und Elektrolyte (Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium), dass Dein Bedarf viel höher sein kann, als bei Patienten, die nur sehr wenig mit Durchfall zu kämpfen haben.
Ich habe z.B. eine Zeit lang jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen einen halben Liter Wasser getrunken und dann zum Frühstück eine kräftig gesalzene Hühnerbrühe mit Gemüse und Fleischeinlage gegessen.
Damals musste ich ca. drei bis fünfmal pro Nacht auf Toilette und am nächsten Morgen schrie mein Körper förmlich nach Wasser und Salz.
Wichtig ist nur, dass Du immer daran denkst, dass es vor allem auf das richtige Verhältnis von Wasser zu Salz ankommt. Wenn Du z.B. drei Liter Wasser pro Tag trinkst, ohne gleichzeitig ausreichend Salz aufzunehmen, ist das ein riesiger Stress für Deinen Stoffwechsel.
Im Krankenhaus bekommst Du zur Flüssigkeitszufuhr ja auch keine Infusion mit purem Wasser, sondern eine Natriumchlorid-Lösung, die neun Gramm Salz pro Liter Wasser enthält!
Fazit
Obwohl die Teilnehmerzahl der Studie mit 22 sehr gering ist, sind die Ergebnisse doch so deutlich, dass es sich als Patient mit einer chronischen Darmentzündung lohnt die semi-vegetarische Ernährung einmal auszuprobieren.
Wenn Du mit diesem Gedanken spielst, solltest Du aber vorher mit Deinem Arzt reden. Du darfst nicht vergessen, dass alle Patienten, die diese Ernährung im Nakadori General Hospital bekamen, bereits in Remission waren! Wenn die Entzündung bei Dir noch aktiv ist, kann es sein, dass Du viele Nahrungsmittel davon gar nicht verträgst.
Während einem Schub können Ballaststoffe den Darm z.B. noch weiter irritieren und die Beschwerden verschlimmern. Dann macht es z.B. keinen Sinn Naturreis zu essen. Dazu hat jeder Patient unterschiedliche Unverträglichkeiten, die er berücksichtigen muss.
Im Extremfall kann es während einem Schub sogar notwendig sein, dass ein Patient eine Formeldiät mit trinkbaren Nährstoffkonzentraten bekommt oder die notwendigen Nährstoffe intravenös, unter Umgehung des Verdauungstraktes, verabreicht werden (parenterale Ernährung).
Von diesen Problemen einmal abgesehen, ist das Gute an der semi-vegetarischen Ernährung, dass sie nicht zu restriktiv, und damit leichter umzusetzen ist. Tierische Produkte, wie Fleisch, Fisch und Eier sind nicht völlig verboten und auch Milchprodukte sind erlaubt.
Trotzdem muss man erwähnen, dass es 6 von den 22 Patienten nicht geschafft haben sich zwei Jahre lang an diese Ernährung zu halten – und das obwohl die semi-vegetarische Ernährung auch bei ihnen gut funktioniert hat!
Das Problem bei diesen Patienten war, dass sie es einfach nicht geschafft haben auf Fisch, Fleisch und Süßigkeiten zu verzichten.
Ich glaube nicht, dass das mit fehlender Motivation oder Willenskraft dieser Teilnehmer zu tun hat. Wenn man unter Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa leidet, will man in der Regel alles dafür tun, dass es einem besser geht.
Ich glaube sie mussten zu Süßigkeiten greifen, weil sie durch die Ernährung der Studie zu wenig Kalorien aufnahmen.
Das Beispiel-Tages-Menü von oben hat gerade einmal 1.700 Kalorien für einen ganzen Tag! Der durchschnittliche Bedarf liegt bei 2.000 kcal/Tag für Frauen und 2.500 kcal/Tag für Männer!
Und ich glaube sie haben deshalb mehr Fleisch und Fisch gegessen, weil sie zu wenig Eiweiß bekamen.
Bei einer kalorienarmen Ernährung steigt der Eiweißbedarf stark an und bei einer chronischen Darmentzündung ist er ohnehin erhöht, da man viel Eiweiß über den Darm verliert oder gar nicht erst aufnehmen kann.
Das ist generell ein Problem, wenn man auf eine „gesunde“ Ernährung umstellt.
Viele „gesunde“ Dinge machen sehr satt und haben gleichzeitig sehr wenige Kalorien: 100 Gramm ungekochter brauner Reis haben nur ca. 350 Kalorien!
Das ist eine richtig große Schüssel Reis, nach der man erst mal für ein paar Stunden satt ist – und davon müsste ich mehr als sechs Schüsseln essen um auf meinen Tagesbedarf von 2.500 kcal/Tag zu kommen.
Letztlich muss man als Betroffener die Ernährung immer auf die eigenen Bedürfnisse anpassen.
Trotzdem finde ich die Studie äußerst interessant, weil sie viele Bedingungen einer gesunden und entzündungshemmenden Ernährung enthält – ohne dabei bestimmte Nahrungsmittelgruppen, wie tierische Produkte (vegan) oder Kohlenhydrate (low-carb) komplett zu verbieten.
Wenn Du mehr über Ernährung bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa wissen möchtest, findest Du hier einen Artikel, in dem ich meine Erkenntnisse und Erfahrungen zusammengefasst habe und verschiedene Rezept-Videos poste.
(Foto: © kuwa – Fotolia.com)